Ein Erlebnisbericht:
Erster Open Air Gottesdienst in Bad Schwartau

Am Sonntag, dem 27. Juni fand in Bad Schwartau der erste Open Air Gottesdienst statt. Dieser Gottesdienst war extra ins Leben gerufen worden, damit auch die Geschwister, die auf Grund der Corona-Pandemie nicht in die Kirche kommen können, nach rund 1,5 Jahren mal wieder das Erlebnis eines Gottesdienstes haben konnten. Denn viele Gemeindemitglieder sind noch nicht vollständig, zum Teil auch gar nicht, geimpft. Aus diesem verständlichem Grund bleiben sie den Gottesdiensten im Kirchengebäude fern und schauen sich die Übertragungen auf You Tube an. An diesem Sonntag wurde die Möglichkeit geschaffen, endlich, nach vielen Monaten wieder einmal live einen Gottesdienst mit Heiligem Abendmahl zu erleben.

Dieser Sonntag war zu Herzen gehend. Auch für meine Frau, meine Schwester und mein Schwager und für mich. Seit Anfang der Pandemie hatten wir vier nur einen einzigen Gottesdienst live erlebt. Und zufällig zu diesem Gottesdienst waren wir auch durchgeimpft und können ab jetzt wieder in die Kirche gehen. Auch viele andere Geschwister, die sonst nicht da waren, ließen es sich nicht nehmen, unter freiem Himmel das Wort Gottes zu genießen.

Auf dem Rasen vor dem Kirchengebäude standen Stühle, Coronoconform auf Abstand gestellt. Unter einem Baldachin stand zum Schutz gegen die Sonne ein Altar, geschmückt mit den Blumen, die auf dem Grundstück wachsen. Und hinter dem Altar stand unser Vorsteher Jörg Mischko und hielt die Vorbereitung auf den Gottesdienst für die Entschlafenen am nächsten Sonntag. Er diente uns mit dem Wort aus Psalm 146, 7.8

Der Herr macht die Gefangenen frei. Der Herr macht die Blinden sehend. Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind. Der Herr liebt die Gerechten.

Der Herr macht  die Gefangenen frei. Unser Vorsteher sagte, es ginge in dem Wort nicht um Gefangene, die gegen das Gesetz verstoßen haben. Es bezieht sich auf Kriegsgefangene, die von dem Feind aus der Heimat verschleppt wurden, wie es das Volk Israel auch erleben musste. Seit dem Sündenfall sei der Mensch gefangen in der Macht des Bösen. Unfähig zu leben ohne zu sündigen. Jesus Christus kann die Menschen durch seinen Opfertod aus diesen Sünden befreien. Im Diesseits wie im Jenseits.

Gott macht die Blinden sehend. Jesus hat seinen Jüngern vorgeworfen blind zu sein. Sie hatten den irdischen Sorgen zu viel Bedeutung beigemessen und verstanden die Tragweite seines geistigen Auftrages nicht. Wenn wir von Jesus nur Hilfe in diesem Leben erwarten, leiden wir auch an Blindheit. Der Heilige Geist will uns nicht vor jedem Unglück bewahren, sondern uns hindurch führen.

Gott richtet die auf, die niedergeschlagen sind.  Das tut er durch die vom Heiligen Geist gewirkte Predigt des Evangeliums. Diejenigen, die sie annehmen, schöpfen daraus Trost, Hoffnung und Zuversicht.  Aber er schickt auch uns zu den Niedergeschlagenen um sie aufzurichten und zu trösten. Die Lebenden durch Worte, Taten und Gebete. Die Verstorbenen durch unsere Fürbitte.

Priester Arne Zorn sprach in seiner Co-Predigt von Massenarbeit und spezialisierter Arbeit. Massenprodukte sind einfach hergestellt. Halt Massenware. Ein Spezialist aber arbeitet genau auf den Punkt. Er sprach von einem Uhrmacher, der ganz sensibel eine Uhr repariert und von einem Kranfahrer, der mit seinem Spezialkran eine Spitze auf einen Kirchturm aufsetzt. Das erfordert einen Spezialisten und höchste Konzentration. Gott wäre solch ein Spezialist, der passgenau das tut, was für uns speziell das richtige ist. Dabei gäbe es keine Kollateralschäden, sondern alles wäre ganz genau auf uns zugeschnitten. Und diese Spezialarbeit würde auch nächsten Sonntag an den Heimgegangenen geschehen. Und an uns läge es, ihnen zuzuwünschen, dass sie dabei sind.

Priester Christoph Marks führte im mitdienen einen Großvater an, der seine Enkelin mit in den Garten zum Rosenbeet nehmen würde. Er fordert sie dort auf, an den Rosen zu riechen und den Duft zu beschreiben. Die Enkelin würde der Aufforderung nachkommen und sagen: „Sie riechen wunderschön. So blumig, so einzigartig. Ich kann das gar nicht beschreiben. Aber der Duft ist wunderbar.“ Priester Marks sagte, das ist bei der Beschreibung dessen, was dort bei den Entschlafenen geschieht ebenso. Es ist großartig,  aber von uns nicht zu beschreiben. Er wiederholte das Wort „zuwünschen“ noch einmal. Es ist unseren Lieben in der Ewigkeit zuzuwünschen, dass sie das dort am nächsten Sonntag erleben könnten. Und dafür müssen wir in dieser Woche eintreten.

Mit großer Bewegung erlebten wir dann, für viele nach langer Zeit wieder, die Sündenvergebung und das Heilige Abendmahl. Der Gemeinde war es an diesem Sonntag auch möglich, zwar mit Mund-Nasenabdeckung, die Lieder alle mitzusingen. Es war wunderschön, bei diesem Gottesdienst dabei gewesen zu sein. Meine Frau und ich freuen uns, ab jetzt wieder die Gottesdienste auskaufen zu können. Auch das persönliche Gespräch, wenn auch auf Abstand, hat uns sehr gefehlt. Vielen Dank an alle, die diesen Gottesdienst möglich gemacht haben.